Eckstein

Der Begriff „Eckstein“ ist in der Bibel sowohl im Alten als auch im Neuen Testament von großer symbolischer Bedeutung und wird häufig verwendet, um die Rolle und die Bedeutung von Jesus Christus im Plan Gottes zu veranschaulichen. Ursprünglich bezeichnet der Eckstein in der Architektur den ersten Stein, der beim Bau eines Gebäudes gesetzt wird. Dieser Stein bestimmt die Ausrichtung des gesamten Bauwerks und trägt eine tragende Funktion, da alle anderen Steine an ihm ausgerichtet werden. Ohne einen stabilen Eckstein würde das Gebäude zusammenbrechen oder instabil sein.

Im Alten Testament findet sich die metaphorische Verwendung des Ecksteins in mehreren prophetischen Schriften. Besonders bekannt ist der Vers aus Psalm 118,22: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Hier wird der Gedanke aufgegriffen, dass etwas oder jemand, der von den Menschen abgelehnt wurde, letztlich von Gott zu etwas äußerst Wichtigem gemacht wird. Dieser Vers wurde ursprünglich auf Israel und seine besondere Rolle als Gottes Volk angewendet, das von den Nationen abgelehnt, aber von Gott erwählt wurde.

Im Neuen Testament wird dieser Vers auf Jesus Christus angewandt. Jesus selbst zitiert Psalm 118,22 in den Evangelien, um seine Rolle als der von den Menschen verworfene, aber von Gott erwählte Messias zu verdeutlichen (Matthäus 21,42; Markus 12,10-11; Lukas 20,17). Diese Passage betont, dass Jesus, der von den jüdischen religiösen Führern und vielen seiner Zeitgenossen abgelehnt wurde, von Gott als der entscheidende „Eckstein“ im Aufbau des Reiches Gottes eingesetzt wurde. Er ist derjenige, auf dem die gesamte Kirche und der Glaube gegründet sind.

In den Briefen des Neuen Testaments, insbesondere im Epheserbrief und im 1. Petrusbrief, wird das Bild des Ecksteins weiterentwickelt. Der Apostel Paulus schreibt im Epheserbrief 2,20, dass die Gemeinde „aufgebaut ist auf dem Fundament der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist.“ Hier wird Jesus als der zentrale Bezugspunkt dargestellt, der das geistliche Haus Gottes, die Kirche, zusammenhält. Alle Gläubigen sind wie lebendige Steine, die auf diesem Eckstein aufbauen und miteinander verbunden sind, um ein heiliges Haus für Gott zu bilden.

Der Apostel Petrus greift dieses Bild in seinem ersten Brief auf (1. Petrus 2,4-7) und spricht davon, dass Jesus der „auserwählte und kostbare Eckstein“ ist, an den die Gläubigen glauben sollen. Für diejenigen, die glauben, ist Jesus der Eckstein, auf den sie ihr Leben bauen können; für diejenigen jedoch, die ihn ablehnen, wird er zum „Stein des Anstoßes“, der sie zum Fall bringt.

Das Bild des Ecksteins betont die Unverzichtbarkeit und die zentrale Bedeutung Jesu Christi im christlichen Glauben. Er ist nicht nur ein Baustein unter vielen, sondern der Grundstein, ohne den das geistliche Gebäude des Glaubens nicht bestehen könnte. In Jesus finden die Gläubigen Halt, Orientierung und die Grundlage für ihr Leben und ihren Glauben. Ohne diesen Eckstein würde der gesamte Glaube ins Wanken geraten.

Die Metapher des Ecksteins hat auch eine starke ethische Dimension. Wer auf Jesus als den Eckstein seines Lebens baut, richtet sein Leben nach den Maßstäben und Lehren Christi aus. Der Eckstein steht also auch für die moralische und spirituelle Ausrichtung, die das Leben eines Christen prägt. Es fordert die Gläubigen heraus, ihr Vertrauen vollständig auf Christus zu setzen und ihr Leben auf seine Lehren und sein Beispiel zu gründen.

Zusammengefasst ist der „Eckstein“ in der biblischen Symbolik ein kraftvolles Bild für Jesus Christus als das unverzichtbare Fundament des christlichen Glaubens und der Kirche. Er ist der von Gott auserwählte und kostbare Stein, auf dem alles andere aufbaut. Der Eckstein ist das zentrale Element, das dem gesamten geistlichen Bauwerk seine Stabilität und Ausrichtung verleiht. Diese Metapher erinnert die Gläubigen daran, dass Jesus Christus der Mittelpunkt ihres Lebens und Glaubens sein sollte, der Maßstab, an dem alles ausgerichtet wird.

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