Der Begriff „Götze“ bezeichnet in der religiösen Sprache ein falsches oder heidnisches Abbild eines Gottes oder eine Figur, die als göttlich verehrt wird, obwohl sie nach dem biblischen Verständnis keine echte göttliche Macht besitzt. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem mittelhochdeutschen „gotze“, was zunächst einfach „Bild“ bedeutete. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Bedeutung hin zu „falscher Gott“ oder „Götzenbild“, wobei ein Götze im engeren Sinne jede Form von Götterbild oder Idol bezeichnet, das anstelle des einen wahren Gottes angebetet wird.
Im Alten Testament der Bibel wird die Verehrung von Götzen scharf verurteilt. Bereits in den Zehn Geboten, die Gott dem Volk Israel durch Mose übermittelte, wird im zweiten Gebot ausdrücklich verboten, sich ein Bildnis oder irgendein Abbild von Gott zu machen und dieses zu verehren (2. Mose 20,4-5). Dieser biblische Widerstand gegen Götzenverehrung war eine klare Abgrenzung des monotheistischen Glaubens Israels von den polytheistischen Religionen der umliegenden Völker, die oft Götzenbilder aus Holz, Stein oder Metall anbeteten.
Ein prominentes Beispiel für Götzendienst im Alten Testament ist das goldene Kalb, das die Israeliten während der Abwesenheit Moses in der Wüste schufen und verehrten (2. Mose 32). Dieses Ereignis verdeutlicht die Versuchung und die Gefahren, die mit der Abkehr von der Anbetung des einen Gottes zugunsten von sichtbaren, handgefertigten Götzen verbunden sind. Götzendienst wurde in der Bibel oft mit Untreue gegenüber Gott gleichgesetzt und als schwere Sünde betrachtet, die Konsequenzen für das gesamte Volk hatte.
Die Propheten des Alten Testaments, insbesondere Jesaja, Jeremia und Hosea, kritisierten den Götzendienst scharf und warnten das Volk Israel wiederholt vor den Konsequenzen der Verehrung von Götzen. Sie betonten, dass Götzenbilder, obwohl sie aus wertvollen Materialien gefertigt und kunstvoll gestaltet sein mögen, in Wirklichkeit leblos und machtlos seien. Jesaja etwa verspottet die Idee, dass Menschen aus einem Teil eines Baumes Götzen schnitzen und aus einem anderen Teil desselben Baumes Feuerholz machen (Jesaja 44,9-20). Diese Kritik macht deutlich, dass Götzenverehrung nicht nur als sündhaft, sondern auch als irrational angesehen wurde.
Im Neuen Testament setzt sich diese Kritik fort, wobei die Anbetung von Götzen im Kontext des Heidentums als unvereinbar mit dem christlichen Glauben beschrieben wird. Der Apostel Paulus warnt in seinen Briefen wiederholt vor Götzendienst und fordert die Christen auf, sich von allem fernzuhalten, was sie in Versuchung führen könnte, einen Götzen anstelle des lebendigen Gottes zu verehren (1. Korinther 10,14). Paulus betont, dass der Glaube an Jesus Christus die Anbetung jeglicher Form von Götzen ausschließt, da nur Christus der wahre Mittler zwischen Gott und den Menschen ist.
Im übertragenen Sinne hat der Begriff „Götze“ in der christlichen Theologie und Ethik auch eine breitere Bedeutung erlangt. Ein Götze muss nicht zwingend ein physisches Objekt sein, sondern kann auch eine Einstellung, eine Ideologie oder ein übermäßiger Wert auf materielle Dinge oder Personen sein, die an die Stelle Gottes treten. Alles, was die zentrale Stellung Gottes im Leben eines Menschen verdrängt oder ersetzt, kann als Götze verstanden werden. Dies können Reichtum, Macht, Ruhm oder sogar bestimmte Beziehungen sein, die das Herz und die Prioritäten eines Menschen so sehr beanspruchen, dass Gott in den Hintergrund gerät.
Im christlichen Glauben wird die Ablehnung von Götzen als ein wesentlicher Aspekt des treuen Lebens verstanden. Gläubige sind dazu aufgerufen, Gott allein anzubeten und ihm die höchste Ehre und Hingabe zu erweisen. Götzenverehrung hingegen wird als eine Form von spirituellem Ehebruch betrachtet, da sie die exklusive Beziehung zwischen dem Gläubigen und Gott verletzt.
Zusammengefasst bezeichnet der Begriff „Götze“ jede Art von Objekt, Idee oder Wesen, das anstelle des einen wahren Gottes verehrt wird. Im biblischen Kontext steht der Götzendienst im scharfen Gegensatz zur Anbetung des lebendigen Gottes und wird als eine der schwersten Sünden betrachtet. Die biblische Botschaft ruft dazu auf, alle Götzen zu erkennen und abzulehnen, um Gott in völliger Hingabe zu dienen und seine Herrschaft über das eigene Leben anzuerkennen.