Der Begriff „Messias“ stammt aus dem Hebräischen „Maschiach“ und bedeutet „der Gesalbte“. In der jüdischen Tradition bezeichnet er ursprünglich einen von Gott auserwählten und gesalbten König, Priester oder Propheten. Das Konzept des Messias entwickelte sich im Laufe der Zeit zu der Erwartung einer zukünftigen, von Gott gesandten Gestalt, die Israel erlösen und das Königreich Gottes auf Erden errichten würde. Diese Hoffnung wurde besonders in Zeiten nationaler Not intensiv, als die Israeliten auf einen Retter hofften, der sie von Fremdherrschaft und Unterdrückung befreien würde.
Der Messias im Alten Testament
Im Alten Testament gibt es zahlreiche Prophezeiungen, die auf den kommenden Messias hinweisen, insbesondere in den Schriften der Propheten. Jesaja 9,6-7 spricht von einem kommenden Herrscher, der auf dem Thron Davids sitzen und Frieden und Gerechtigkeit bringen wird. Auch in Jeremia 23,5-6 wird ein gerechter Spross aus dem Haus David angekündigt, der als König regieren und das Volk in Gerechtigkeit führen wird. Diese Prophezeiungen wurden in der jüdischen Tradition als Hinweise auf den zukünftigen Messias gedeutet, der das Volk Israel retten und die göttliche Herrschaft aufrichten würde.
…und im Neuen Testament
Im Neuen Testament wird Jesus von Nazareth als der verheißene Messias identifiziert. Die Evangelien betonen, dass Jesus in Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiungen gekommen ist, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen und das Reich Gottes zu verkündigen. Bereits in den Ankündigungen seiner Geburt wird Jesus als der Messias bezeichnet, etwa in Matthäus 1,21-23, wo der Engel Joseph sagt, dass Jesus „sein Volk von ihren Sünden retten“ wird. Jesus selbst bestätigte diese Identität in verschiedenen Aussagen, wie beispielsweise in Johannes 4,25-26, als er der Samariterin am Brunnen offenbart, dass er der Messias ist.
Der unerwartete Erwartete
Allerdings entsprach das Wirken Jesu nicht den Erwartungen vieler Juden, die einen politischen und militärischen Führer erwarteten, der Israel von der römischen Besatzung befreien würde. Stattdessen betonte Jesus ein Reich Gottes, das nicht von dieser Welt ist und dessen Grundlage Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe sind. Diese Diskrepanz führte dazu, dass viele seiner Zeitgenossen ihn als Messias ablehnten, während seine Anhänger glaubten, dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung das wahre Heil und die endgültige Erlösung gebracht habe.
Der Messias im Christentum
Die Rolle des Messias im Christentum geht weit über die jüdische Erwartung hinaus. Jesus wird als der Erlöser der ganzen Menschheit gesehen, der durch sein Opfer am Kreuz die Sünde besiegt und den Weg zur Versöhnung mit Gott eröffnet hat. Diese Überzeugung spiegelt sich in vielen Titeln wider, die Jesus im Neuen Testament gegeben werden, wie „Christus“ (die griechische Übersetzung von „Messias“), „Sohn Gottes“ und „Herr“. Besonders in den paulinischen Briefen wird Jesus als derjenige dargestellt, der durch seinen Tod und seine Auferstehung die Herrschaft über die gesamte Schöpfung angetreten hat und der wiederkommen wird, um das Reich Gottes endgültig zu vollenden.
Im Christentum ist der Glaube an Jesus als den Messias grundlegend. Dieser Glaube ist zentral für das Verständnis von Erlösung und Heil, da Jesus als derjenige gesehen wird, der Gottes Versprechen an sein Volk erfüllt und der der Welt Frieden, Gerechtigkeit und ewiges Leben bringt. Die christliche Theologie lehrt, dass Jesus sowohl der leidende Messias ist, der am Kreuz gestorben ist, als auch der triumphierende Herr, der am Ende der Zeiten wiederkehren wird, um alles zu vollenden und das endgültige Reich Gottes zu etablieren.
…und im Judentum
Im jüdischen Glauben hingegen wird der Messias weiterhin als eine zukünftige Gestalt erwartet, die die prophetischen Verheißungen erfüllen wird. Diese Unterscheidung zwischen jüdischer und christlicher Messias-Erwartung ist eine der grundlegenden Differenzen zwischen den beiden Religionen. Während das Judentum weiterhin auf die Ankunft eines künftigen Messias wartet, glauben Christen, dass dieser Messias bereits in der Person Jesu von Nazareth gekommen ist und dass seine endgültige Herrschaft noch aussteht.
Zusammenfassung
Zusammengefasst ist der Messias im jüdischen und christlichen Glauben die erhoffte und verheißene Gestalt, die von Gott gesandt wird, um Erlösung zu bringen. Im Christentum ist dieser Messias in Jesus Christus erfüllt, der durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung das Heil der Welt erwirkt hat. Der Messiasbegriff steht daher im Mittelpunkt der christlichen Verkündigung und des Glaubens, da er die Hoffnung auf die endgültige Verwirklichung des Reiches Gottes und die Wiederherstellung aller Dinge verkörpert.