Markus 1,14-15

Markus 1,14 „Nachdem aber Johannes gefangen genommen worden war, kam Jesus nach Galiläa und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes.“

Es mutet fast so an, als ob es schon zu erwarten gewesen wäre, das Johannes früher oder später inhaftiert werden wird. So selbstverständlich kommt mir das „Nachdem“ rüber. Und nun, da Johannes nicht mehr verkündigen konnte, kam eben Jesus und macht weiter. Aber so war es nicht. Erstens verkündigte Jesus an einem anderen Ort (nämlich Galiläa, weiter im Norden) und seine Botschaft wird hier anders beschrieben, „Evangelium vom Reich Gottes“, während Johannes noch eine Taufe zur Buße zur Vergebung der Sünden (Vers 4) verkündigte. Zwar enthielt Jesu Botschaft auch die Aspekte der Buße (Vers 15) und Vergebung der Sünden, aber sein Fokus war hier adventistisch (röm. Advent = Ankunft). Das Reich Gottes ist herbeigekommen und das ist wahrlich ein Evangelium (griech. εὐαγγέλιον = ‚Frohe Botschaft‘). Die Implikationen dieser Tatsache sollte den Menschen noch mehr und mehr bewusst werden. Wenn Gottes Reich kommt, also ein Regierungswechsel stattfindet, dann bedeutet das für die Erdenbürger viele positiv(st)e Neuerungen.

Markus 1,15 „und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.“

Für Zeit steht hier das griechische Wort καιρὸς (sprich kairos), was einen besonderen von Gott festgesetzten Zeitpunkt bedeutet (vgl. Gal 4,4). Es geht hier also um ein Ereignis, auf das Gott abgezielt und hingearbeitet hat. Und nun ist es erfüllt: das Reich Gottes ist nahe, also seine Regierungszeit, seine Herrschaft. Er bestimmt nun, was passiert. Aber warum sieht die Welt denn noch überhaupt nicht so aus, als wenn Gott die Zügel in der Hand hält? Gottes Reich stellen sich die meisten wohl anders vor. Auch die letzten Kapitel der Offenbarung beschreiben das Reich Gottes anders. Es scheint als ob Jesus hier etwas anderes meint. Zunächst einmal heißt es nicht, dass Gottes Reich endgültig „da“ ist, also angekommen ist, sondern „nahe“ oder „nahe gekommen“, wie die Elberfelder Bibel besser übersetzt. Im Griechischen steht nämlich kein Adjektiv, sondern ein Verb (ἤγγικεν [elliken], die Perfektform von ἐγγίζω, sprich engitzo). Das Reich ist nahe gekommen. Nun, das war aber vor 2000 Jahren. Wie nah kann es da gewesen sein, wenn unsere Welt jetzt immer noch ein chaotische Ort voller Leid ist?

Paulus gibt einen Hinweis in Galater 4,4. Dort spricht er auch von der erfüllten Zeit, aber davon dass Gott dann seinen Sohn sandte. Gottes Sohn war tatsächlich nahe gekommen, nämlich vom Himmel herab zu den Menschen. Und auch Gottes Reich tat wurde im gesamten Erlösungsplan einen riesigen, nein, sogar den größten Schritt bisher, vorangebracht. Gemäß der Regierungstätigkeit Gottes kam Jesus uns nahe und erkaufte unser Leben. Er übte Exekutivgewalt aus, indem er starb, und somit de jure und de facto unser Leben auf ewig ermöglichte. Somit ergibt es völlig Sinn, wenn Jesus sagt, dass sein Reich nahe gekommen ist. Näher war es selten – oder nie?

Auch von einer erfüllten Zeit zu sprechen, ist hier sehr passend, denn im Alten Testament war die Ankunft Jesu mit der 490-Jahr Prophetie in Daniel 9 sehr genau vorhergesagt.

Und wo hier gerade schon von so viel Passendem die Rede ist: Angesichts dieses tragweiten Ereignisses, ist auch Jesu Aufruf zur Buße oder Herzensumkehr und zum Glauben an die frohe Botschaft (das Evangelium) nur angemessen.

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