Markus 1,12 „Und sogleich treibt ihn der Geist in die Wüste hinaus.“
„Sogleich“ (εὐθὺς) scheint eines von Markus Lieblingsworten zu sein. Bei ihm passieren viele Dinge „sogleich“. Ob das von ihm selbst kommt oder eine Aufprägung des cholerischen Petrus ist, werden wir erst im Himmel oder auf der neuen Erde herausfinden können.
Der Geist „treibt“ Jesus also in die Wüste. Hier steht ἐκβάλλει (sprich: ekballei). Ein Ausdruck, der Dynamik impliziert. Er kann auch mit „hinauswerfen“ übersetzt werden. Hat der Geist ihn wirklich getrieben, also mit Druck und Eile oder ist dieser Ausdruck nur dem gleichen Zug des Autors geschuldet, der ihn auch so häufig „sogleich“ schreiben lässt? Matthäus etwa benutzt das Wort „hinausführen“, Lukas auch. Das hört sich etwas weniger… „gehetzt“ an.
Fakt ist: Die Zeit in der Wüste ist von Gott geführt. Warum eigentlich?
Markus 1,13 „Und er war 40 Tage dort in der Wüste und er wurde von dem Satan versucht; und er war bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm.“
Eine auffällig stark verkürzte Fassung ist dieser Bericht im Vergleich zu dem, was Matthäus und Lukas schrieben und obwohl seine Fassung wirklich sehr sparsam und vollständig nur ein paar Eckdaten der Geschehnisse wiedergibt (40 Tage, Versuchung durch den Satan, Engel dienen ihm) lässt er es sich doch nicht nehmen, ein scheinbar unwichtiges, kleines Detail zu erwähnen: „Er war bei den wilden Tieren.“
Soll das auf die Gefahren einer besonders ausgedehnten Outdoor-Erfahrung hindeuten oder auf Jesu Verbundenheit mit der Natur? Letzteres mag uns zivilisationsgeplagten, naturfernen Stadtbewohnern romantischer erscheinen, aber damals war die Sicht auf die natürliche Umwelt vermutlich eher die eines Feindes. Die lebensfeindliche Wüste plus die gefährlichen Tiere plus gleichzeitiges Power-Fasten und als ob das nicht schon genug wäre auch noch der Teufel, der ihn versucht – dieses tonnenschwere Gesamtpaket erforderte, dass Engel ihm übernatürlichen Beistand leisteten.
Und dann ist da noch die Zahl 40 in Verbindung mit der Wüste. Das lässt mich an Israels 40 Jahre in der Wüste denken. Die Umstände waren natürlich ganz anders. Für die Israeliten war diese Zeit ungewollt und ihrem Unglauben geschuldet, während Jesus hier als Teil seiner Mission vom Geist planvoll und bewusst in die Wüste geführt wird, UM versucht oder geprüft zu werden, vom Teufel persönlich (vgl. Matthäus 4,1). Warum „musste“ er geprüft werden?