Markus 1,18-20

Markus 1,18 „Da verließen sie sogleich ihre Netze und folgten ihm nach.“

Dies ist wohl die positivste und vorbildlichste Reaktion, die man auf den Ruf Jesu haben kann. Markus verwendet hier zwar sein Lieblingswort „sogleich“ (Griech. εὐθὺς), aber es muss vor diesem Ereignis einen Prozess gegeben haben, der Simon und Andreas auf diesen Moment vorbereitet hat. Vermutlich haben sie durch Johannes den Täufer schon einen positiven Einfluss erfahren. In Lukas 5,1-11 gibt es mehr Einblick in die Begegnung zwischen Simon (also Petrus) und Jesus. Da erlebten die vier Fischer (Simon Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes) das Wunder vom Fischzug. Dem Voraus ging eine ganze Nacht erfolglosen Fischens, vergebliche Arbeit, schwere Stunden, die großen Frust mit sich gebracht haben (Dafür wird es einen eigenen Bibelkommentar in Lukas 5 geben).

Markus 1,19 „Und als er von dort ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, die auch im Schiff waren und die Netze flickten.“

Jesus musste nicht viel weiter gehen, um Menschen zu finden, die er ebenfalls zur Nachfolge einlud. „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ heißt es im Volksmund. Neben dem Beruf haben die Sehnsucht nach dem Messias, der Glaube an die Verheißungen und die Botschaft Johannes des Täufers diese vier Fischer vereint. Wo ein Mensch sich für Jesus entscheidet, sind potenziell auch andere in seinem sozialen Umfeld, die ebenfalls ein erhöhtes Maß an Offenheit für Gott mitbringen. Das ist auch im umgekehrten Sinne möglich: Wo ein Mensch verschlossen ist, wird es in seinem Umfeld tendenziell noch weitere desinteressierte oder abgeneigte Menschen geben. Dies ist aber nur eine Tendenz, muss also nicht zwingend so sein.

Markus 1,20 „Und sogleich berief er sie; und sie ließen ihren Vater Zebedäus samt den Tagelöhnern im Schiff und folgten ihm nach.“

Sie ließen ihren Vater zurück? Vernachlässigen sie damit nicht ihre familiären und beruflichen Pflichten? Bedeutet die Nachfolge Jesu automatisch, dass man seine familiären und andere sozialen Bindungen aufzugeben hat? Oder war Zebedäus etwa ein Hindernis für seine Söhne? Das ist wohl eher auszuschließen. Zebedäus hatte seine Söhne offensichtlich in der Furcht Gottes erzogen und die Sehnsucht nach dem Messias gestärkt. Er selbst war schon alt oder zumindest älter, sodass ein Lifestyle wie ihn Jesu und seine Jünger in den 3,5 Jahren „Intensivdienst“ leben würden, für ihn eine große Herausforderung gewesen wäre. Außerdem hatte er noch die Verantwortung für die Tagelöhner und den Familien-Fischereibetrieb.

Nicht jeder ist berufen seine soziale oder berufliche Situation hinter sich zu lassen. Jesus behandelt seine Kinder individuell und ihrer Situation entsprechend rücksichtsvoll. Ein Herausrufen aus der Heimat war für Abraham vorgesehen, weil er eine besondere Aufgabe hatte, ebenso die Jünger zur Zeit Jesu. Wenn der Beruf dem Wort Gottes entgegensteht, etwa weil er unmoralisch ist, dann ist es aber geboten ihn zu wechseln.

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