Markus 1,6

Markus 1,6 „Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und trug einen ledernen Gürtel um seine Lenden, und er aß Heuschrecken und wilden Honig.

Was für eine unerwartete und interessante Beschreibung des Lebensstils von Johannes. Warum werden diese Details erwähnt? Was haben sie mit seiner Verkündigung und seinem Taufdienst zu tun? Was bedeutet jedes einzelne dieser Details für sich – Kamelhaare, Ledergürtel, Heuschrecken und wilder Honig?

Entsprechend seiner Wohnsituation in der Wildnis oder Wüste scheint ein natürlicher Lifestyle naheliegend, aber sahen die Menschen das damals ähnlich? War er für sie eine merkwürdige Gestalt, vielleicht etwas „off“? Ein Blick ins Alte Testament gibt Aufschluss über die Kleidung von Propheten (2. Könige 1,8; Sacharja 13,4), die unter anderem aus Ziegenhaar bestand. Nun ist hier aber von KAMELhaar die Rede. Im Hebräischen steht שֵׂעָר (Se-ar), was aber meist nur Haar oder Haupthaar bedeutet. Übersetzt wird es teilweise als Ziegenhaar (Schlachter), während Elberfelder und Luther 2017 von einem Mantel aus Haaren oder Fell oder einem härenen Mantel sprechen. Johannes Gewand wird im Griechischen mit τρίχας καμήλου (trichas kamelou) beschrieben, also Kamelhaar, also auch ein haariges, felliges Gewand, was den Ausschlag dafür gegeben haben könnte, dass er als Prophet erkannt wurde.

Das war tatsächlich ein ziemlich Aufsehen erregendes Statement. In der intertestamentaren Zeit (ca. 400 Jahre) gab es keine Propheten, aber nun tritt wieder einer auf und verkündigt Botschaft vom Himmel. Gleichzeitig ist die Rauheit der Kleidung auch ein Plädoyer für Einfachheit und Bodenständigkeit im Vergleich zu den Königen und Adeligen mit ihren „feinen Kleidern“.

Wilder Honig und Heuschrecken: Aß er sie wirklich? Dass er Honig, auch wilden Honig, aß, ist für uns keine Herausforderung und auch Insekten zu essen ist uns heute nicht ganz neu, aber für viele doch befremdlich, zumindest in der westlichen Welt. Warum wird dies hier aber erwähnt? Stach es so sehr heraus? Wurde es damals als positiv oder negativ oder kontrovers angesehen? Gibt es eine geistliche Implikation? Wurde es deswegen von Markus (aber auch Matthäus 3,4) erwähnt?. Immerhin wurde der Verzehr von Heuschrecken in Levitikus/3. Mose 11,22 in den Speisegeboten explizit erlaubt. Wollte der Schreiber Johannes zugute halten, dass er sich immerhin an ein Gebot von Mose hält?

Außerdem gibt es Bibelausleger, die „Heuschrecken“ hier für eine falsche Übersetzung halten. Vielmehr, so etwa „…“, sei hier von den Schoten des Johannisbrotkernbaum die Rede. Das Wort dafür („keration“) findet sich auch im Neuen Testament, nämlich in Lukas 15,16, wo der verlorene Sohn sich wünschte die Schoten zu essen, die die Schweine fraßen. (EXTRA ARTIKEL)

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