Markus 1,21 „Und sie begaben sich nach Kapernaum; und er ging am Sabbat sogleich in die Synagoge und lehrte.“
Kapernaum liegt am nordwestlichen Ende des Sees von Genezareth. Die Stadt war wirtschaftliches und politisches Zentrum der Region, unter anderem, weil sie an einer Hauptstraße lag, die Damaskus und Jerusalem verband. Hier waren Simon Petrus und sein Bruder Andreas zu Hause.
Jesus begab sich („sogleich“ 😉) in die Synagoge und lehrte und zwar am Sabbat. Das zeigt uns wie proaktiv Jesus die Menschen aufsuchte. Ort und Zeit waren gezielt gewählt, um die Menschen dort und dann mit geistlichen Impulsen zu begegnen, als sie nicht mit Arbeit und anderen Dingen abgelenkt waren, sondern auch mental auf Empfang eingestellt waren.
Markus 1,22 „Und sie erstaunten über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer , der Vollmacht hat und nicht wie die Schriftgelehrten.“
Der größte Lehrer aller Zeiten kann gar nicht anders als seinen Zuhörern spürbaren Mehrwert mitzugeben, der einen ins Staunen versetzt. Was mag sie wohl so erstaunt haben? Hat er ihren Horizont erweitert, ihre Augen geöffnet für himmlische Realitäten?
Kann eine Gemeinde heute auch sowas erleben? Ja und nein. Jesus wird nicht mehr in der Form eine Gemeinde betreten, aber er kann Verkündiger und Lehrer, selbst kleine Kinder, mit Vollmacht ausstatten und durch sie wirken.
Obwohl die Schriftgelehrten in dieser Begebenheit nicht gut wegkommen, so kann dies doch nicht als Statement gegen Schriftgelehrte im Allgemeinen oder gegen Gelehrsamkeit verstanden werden. Zuerst einmal bezieht sich diese Aussage auf die explizite Situation damals vor Ort. Die Schriftgelehrten dort waren offensichtlich nicht in der Lage ihre Aufgabe in einer Dynamik durchzuführen, die ihre Zuhörer davon überzeugte, dass sie es mit Gott gesandten Autoritäten zu tun hatten. Das mag auf Irrlehre (Matthäus15,1-9), moralische Verfehlungen und Heuchelei, Hartherzigkeit oder andere Haltungen zurückzuführen sein. Es gibt aber auch Schriftgelehrte, die ein positiveres Bild abgeben, etwa Nikodemus, der zwar anfangs etwas schwer von Begriff war, der aber die richtige Haltung und Demut an den Tag legte und sich von Jesus lehren ließ. Auch Paulus war Schriftgelehrter und obwohl er als Saulus sehr irregeführt war, hat ihn seine Aufrichtigkeit später in Gottes Arme getrieben, in dessen Dienst ihm seine Schriftkenntnis wertvolle Dienste geleistet hat.
Für uns heute ist es wichtig, dass wir differenzieren und nicht aufgrund dieses oder anderer kritischer Bibeltexte alle Theologen oder hauptamtliche Geistliche „über einen Kamm scheren“. Sicherlich gibt es auch heute Schriftgelehrte, die ohne Vollmacht agieren, aber genauso sicher gibt es auch diejenigen, durch die Gott selbst wirkt, Menschen segnet und sein Reich baut.